5 JAHRE UND 5000 FILME

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So zumindest die gefühlte Anzahl an Filmen, die ich in diesem Zeitraum habe sehen dürfen. Dabei habe ich vor 5 Jahren ohnehin schon eine Unzahl an unvergesslichen, aber auch längst wieder vergessenen Titeln der Filmgeschichte verschlungen. Was lag da näher, als aus der seit Kindheitstagen erwachsenen Leidenschaft einen Beruf zu machen – auch wenn es eher eine Berufung ist, denn von seinem Beruf sollte man ja leben können.

Aber eine Filmzeitschrift als Periodikum, und dann auch noch als Printausgabe? – Das macht man nicht mal so nebenbei. Nicht, wenn man es wirklich ernst meint. Zu schnell läuft man ansonsten Gefahr, ein reines Fanzine in der Hand zu halten. Die muss es sicherlich auch geben, aber eben nicht von und mit mir als Herausgeber.

Doch von vorne …

Als gelernter Mediengestalter im Printbereich war ich bereits in einigen Verlagshäusern für die Gestaltung von Magazinen verantwortlich. Aus meiner Feder stammten viele Ausgaben der Musikzeitschriften LEGACY und STARDUST. Gestalten durfte ich einige Cover der legendären GORY NEWS und für dessen Nachfolger DEADLINE durfte ich einige Texte beisteuern. Mein erstes komplettes Filmmagazin in leitender Position war viele Jahre lang das MULTIMANIA, welches ich gegründet und gestaltet habe. Filmzeitschriften begleiten mich somit schon einige Jahrzehnte.

Dennoch wurde 35 Millimeter ein wenig aus der Not geboren. Eine andere von mir herausgebrachte Fachzeitschrift (PAPA-YA) wurde Ende 2013 nach 30 Ausgaben eingestellt. Ersatz musste her. Anfang 2014 suchte ich mir eine schlagkräftige Redaktion an Gleichgesinnten und bereits im Februar 2014 erschien die noch etwas dünne erste Ausgabe, die zwar noch etwas unreif wirkte, aber die grobe Richtung und vor allem die Intention des Magazins deutlich er kennen ließen (besser als Dominik Graf dies in seinem Grußwort dieser Ausgabe beschreibt, könnte ich es auch nicht ausdrücken). Es geht bei 35MM darum, eine Erinnerungskultur zu pflegen, es geht um das weltweite Filmerbe der ersten 70 Jahre der Kinogeschichte, und es geht um den Kampf gegen das Vergessen und um den Erhalt einer vernachlässigten Kulturgeschichte.

Nach 5 Jahren mit nunmehr 32 Ausgaben, einem Buch und vielen Booklet-Beiträgen für diverse DVD/Blu-ray-Labels und einer eigenen kleinen Filmfestival-Reihe (CINEFONIE-TAG), darf ich hier durchaus mit einem gewissen Stolz auf einen erfolgreichen Prozess zurückblicken. Wer alle Ausgaben zu Hause hat, wird diesen Prozess deutlich erkennen. 35MM hat sich behutsam aber kontinuierlich professionalisiert, liegt in einigen Bibliotheken im In- und Ausland als Nachschlagewerk aus, ist Medienpartner einiger bedeutender Filmfestivals, hat eine sehr treue Leserschaft aufgebaut und arbeitet eng mit Vertrieben, Verlagen und DVD/Blu-ray-Labels zusammen. All das ist ehrenamtlich im Grunde fast nicht zu leisten. Eine 20-köpfige Redaktion zu führen, das Magazin zu gestalten, sich um den Druck und den Versand zu kümmern, das konnte irgendwann von mir alleine nicht mehr gestemmt werden. Folgerichtig gab ich die Chefredaktion auf und habe diese Entscheidung bis heute nicht bereut – im Gegenteil. Die Entscheidung, Clemens G. Williges auf diese Position zu holen, tat dem Magazin deutlich gut. Sein professioneller Umgang mit Menschen und der Thematik hat 35MM auf eine neue Ebene gebracht. Er hat das Potenzial früh erkannt und bringt unser kleines Nischenprodukt stetig nach vorne. An dieser Stelle meinen herzlichen Dank dafür, lieber Clemens.

Wie überall, gab es aber auch in der noch jungen Geschichte des Magazins nicht nur Positives, sondern auch Rückschläge. Eine Gründungsredakteurin und liebe Freundin verstarb, Bestellzahlen gingen phasenweise zurück, gelegentlicher Ärger mit der Druckerei, wenig Anzeigenkunden – ein allgemeiner Trend im Printbereich – sorgten für die üblichen Unruhen, die ein solches Unterfangen mit sich bringt. Am Ende war es aber das Magazin selbst, das durch sein Eigenleben für den Fortbestand gesorgt hat. Die Verantwortung unseren Abonnenten gegenüber, sie alle zwei Monate mit spannendem Lesestoff zu versorgen, sorgt für den notwendigen positiven Stress. Bemerkenswert ist, dass uns der Spaß an der Sache dabei nie verloren geht. Viele ehemalige Redakteure sind dem Magazin weiterhin freundschaftlich verbunden. Und seit Ausgabe 20 haben wir eine personelle Konstanz, die für eine ehrenamtliche Redaktion wohl einzigartig ist, egal ob analog oder digital. Meinen herzlichen Dank an alle Autoren und Gastautoren, die jemals für uns geschrieben haben – 69 an der Zahl!

Bleibt mir also nur, uns allen viel Spaß mit dieser Jubiläumsausgabe zu wünschen und mein Glas Amontillado auf die nächsten 5 Jahre zu erheben. Film ab!

Jörg Mathieu
Verlagsleiter und Herausgeber

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