Rezi #32 – FILM NOIR CLASSICS – DIE PECHSCHWARZE SERIE

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der 1944 unter der Regie von Fritz Lang entstandene Film noir MINISTERIUM DER ANGST (Ministry of Fear – 1944) ist eher ein mittelmäßiger Vertreter dieses Genres. Auf dem Roman von Graham Greene aufbauend, hat Fritz Lang hier wohl eher seiner Bewunderung für den Autor freien Lauf gelassen, als dass er sich um die Dramaturgie gekümmert hat. Während des Zweiten Weltkriegs wird Stephen Neale (toll gespielt von Ray Milland) aus einer Nervenheilanstalt entlassen, in der er wegen Tötung seiner schwerkranken Frau zwei Jahre verbringen musste. Auf dem Weg nach London landet er auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung, wo er eine Torte gewinnt. Schon bald sieht sich Stephen von zwielichtigen Gestalten gejagt, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Der Film wurde für die Blu-ray restauriert, wobei sich besonders im Schwarz-Bereich immer noch erhebliche Schwächen zeigen. Als Extras dienen leider nur eine Bildergalerie und internationale Trailer. Die tollen Schauspieler und die gewohnt gute Regie Langs können leider über das schwache Drehbuch nicht hinwegtäuschen.

DER SCHWARZE SPIEGEL (The Dark Mirror – 1946) von Robert Siodmak mag 1946 ein Klassiker seines Genres gewesen sein, fällt heute aber in die Kategorie der Filme, die in unserer Zeit einfach nicht mehr funktionieren. Die Zutaten dieses Film noir sind: ein Mord, begangen von dem bösen Zwilling (Olivia de Havilland), ein guter Zwilling (ebenfalls Olivia de Havilland), ein Psychologe (Lew Ayres), der glück licherweise auf dem Gebiet Zwillinge eine Koryphäe ist, ein Polizeileutnant, der einfach nur sympathisch ist (Thomas Mitchel – Highlight des Films), und jede Menge Rorschachtests und Rumgepsychologisiere. Zusammen ergibt das die Geschichte einer guten und einer bösen Schwester, die sich auch noch selbst verraten, aber durch den schlauen Psychologen entlarvt werden. DER SCHWARZE SPIEGEL ist sicherlich ein sehr raffinierter und guter Film, der seine Freunde finden wird – auf mich wirkt er allerdings einfach nur unzeit gemäß und ein wenig zu intellektuell. Der Film wurde 1946 für den Oscar nominiert (beste Original geschichte). Die Blu-ray ist schön aufbereitet und der Film im Box-Set sicherlich sehr sehenswert.

SPIEL MIT DEM TODE (The Big Clock – 1948) ist ein Film noir des Regisseurs John Farrow, der auf demRoman „The Big Clock“ von Kenneth Fearing basiert. George Stroud (gespielt vom wundervollen Ray Milland) ist Starreporter für Crime ways, ein vom erfolgreichen Verleger Earl Janoth (Charles Laughton) herausgegebenes Kriminalmagazin. Als dieser ihm erneut seinenüberfälligen Urlaub verweigert, kündigt Stroud
kurzerhand. In einer Bar spült er seinen Verdruss herunter und lernt die attraktive Pauline (Rita Johnson) kennen. Am nächsten Tag wird Pauline tot in ihrem Apartment gefunden. George Stroudmuss erkennen, dass die Indizien nur einen einzigen Schluss zulassen. Er wird für den Mörder gehalten. Das darauffolgende Versteckspiel gewinnt mit jeder Minute an Energie und Dramatik. Spätestens ab der Mitte hat der Film jeden Zuschauer in seinen Bann gezogen und entfaltet eine ungeahnte Stärke. Tolle Darsteller, angenehm seltsame Szenen und eine gute Dramaturgie machen SPIEL MIT DEM TODE zu einem wirklichen Klassiker des Genres. (MAS)

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Koch Media / Blu-ray / USA 1944/46/48 / ca. 276 min. / FSK 16
Regie: Robert Siodmak, Fritz Lang, John Farrow
Darsteller: Olivia de Havilland, Ray Milland, Charles Laughton
Bild: 1.37:1 (16:9)
Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch DTS-HD Master Audio 2.0
Untertitel: Englisch
Extras: Trailer, Bildergalerien, alternative Synchronfassung zu „Spiel mit dem Tode“

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