35MM #55 – CINE AMÉRICA LATINA ERHÄLTLICH
35 Millimeter – Das Retro-Film-Magazin richtet in Ausgabe #55 den Fokus auf das südamerikanische Kino. Das 92-seitige Heft ist exklusiv im 35MM-Shop erhältlich.
Dr. Christoph Seelinger breitet mit zehn Beiträgen die Fülle dieses in Deutschland bisher wenig gesehenen Kinos vor uns aus, weckt Neugier auf so unterschiedliche Werke wie WARAWARA (1930) aus Bolivien, LA LANGOSTA AZUL (1954) aus Kolumbien, EXTRANA INVASION (1965) aus Argentinien sowie O DESCOBRIMENTO DO BRASIL (1936), GANGA BRUTA (1933) und O MISTÈRIO DO DOMINÒ NEGRO (1931) aus Brasilien. Letzterer ist der erste Film der brasilianischen Kinogeschichte, bei dem mit Cléo de Verberena nachweislich eine Frau Regie geführt hat. Darüber hinaus stellt Seelinger GROSSSTADTSYMPHONIEN INNERHALB UND AUSSERHALB BRASILIENS und HORACIO COPPOLAS FILME IN BERLIN, LONDON, PARIS UND BUENOS AIRES vor. Kernstück der Retrospektive ist Seelingers umfangreicher Artikel AUF DER JAGD NACH DER BLAUEN LANGUSTE – SURREALISTISCHE FILMEXPERIMENTE IM LATEINAMERIKANISCHEN KINO 1950-1954.
Patrick Müller befasst sich mit dem wohl besten brasilianischen Film aller Zeiten: LIMITE (1931). Bernward Knappik stellt einen brasilianischen Western vor, O CANGACEIRO – DIE GESETZLOSEN (1953), der die Überraschung der 6. Filmfestspiele von Cannes war. Matthias Merkelbach gibt einen umfassenden Überblick des FILM NOIR AUS ARGENTINIEN. Südamerika war für Deutsche und US-Amerikaner über viele Jahrzehnte Sehnsuchtsort und Projektionsfläche von Exotik-Phantasien, denen Babelsberg und Hollywood sehr erfolgreich filmischen Ausdruck verliehen. Thematisiert wird dieser koloniale Blick von Lars Johansen in SEHNSUCHT NACH SÜDAMERIKA – DIE DEUTSCHEN IM DSCHUNGEL und Prof. Dr. Tonio Klein in AND THEY HAVE MUSIC – WALT DISNEYS SÜDAMERIKA-DELIRIEN 1942-1948. Zum Abschluss der Retrospektive behandeln Dr. Christoph Seelinger und Bernward Knappik das CINEMA NÔVO, Seelinger mit Glauber Rochas Manifest ÄSTHETIK DES HUNGERS die theoretischen Grundlagen, Knappik in ELEND, HUNGER, UNTERDRÜCKUNG UND ABERGLAUBE die ersten Filme, z.B. Rochas GOTT UND DER TEUFEL IM LANDE DER SONNE (1964).
Neben der Retrospektive enthält 35 Millimeter die Kinemathek, eine Zusammenstellung von Kolumnen, Rubriken, Serien und Einzelartikeln für Freunde des klassischen Kinos. Carsten Henkelmann berichtet von ANARCHIE & ALLTAG auf dem 35MM-Redaktionstreffen in Bremen, Roman Widera von seinem Besuch des IL CINEMA RITROVATO in Bologna. Prof. Dr. Tonio Klein beschäftigt sich im sechsseitigen Artikel DIESES OBSKURE SUBJEKT DER BEGIERDE mit den gemeinsamen Filmen von Schauspielerin Cleo Moore und Regisseur Hugo Haas. Dr. Christoph Seelinger schließt mit A MAN AHEAD OF ITS TIME über die Stummfilme von Oscar Micheaux seine dreiteilige Artikelserie über afroamerikanische Filmschaffende ab. Kinoerzähler Ralph Turnheim nimmt FRANKENSTEIN (1910), inklusive Wiederentdeckungsgeschichte der ersten Verfilmung von Mary Shelleys Roman, in den Blick. Klaus Füßmann setzt seine Rubrik KOMPONISTEN mit einem Beitrag über Miklós Rózsa fort. Außerdem schildert Füßmann seine Eindrücke von der Ausstellung GLÜCKAUF – FILM AB!, die noch bis zum 2. März 2025 im Ruhr Museum in Essen zu sehen ist.
Lars Johansen beschäftigt sich in seiner Kolumne DAS KINO DER DEFA mit DIE SCHÖNSTE (1957/1959) und dessen komplizierter Produktionsgeschichte. Außerdem präsentiert Johansen anlässlich des Erich-Kästner-Jahres in einem Spezial eine Auswahl von Kästner-Verfilmungen für Erwachsene, z. B. Kurt Hoffmanns DREI MÄNNER IM SCHNEE (1955). Bernward Knappik befasst sich in seiner Rubrik GALERIE DER UNBEKANNTEN MEISTER mit Leben und Werk des Filmregisseurs Eugen York sowie in seiner Kolumne FRÜH ÜBT SICH … mit Michel Devilles Regiedebüt EINE KUGEL IM LAUF (1958). Michael Klein stellt in seiner Rubrik BUCH & FILM den Roman TOTE SOLLEN SCHWEIGEN (1952) der Verfilmung DIE TEUFLISCHEN (1955) von Henri-Georges Clouzot gegenüber. Roman Widera betrachtet in seiner Kolumne NIPPON CINEMA CLASSICS Nobuo Nakagawas VAMPIRE MOTH (1956). Christian Genzel ordnet in seiner Kolumne TRÜMMER & TRÄUMER Erich Engels ersten Nachkriegsfilm AFFAIRE BLUM (1948) ein. Matthias Merkelbach beleuchtet in seiner Kolumne MONDE NOIR den argentinischen Film Noir EL OJO DE CRISTAL (1956) von Antonio Santillán. Prof. Dr. Tonio Klein gratuliert in der Kolumne HAPPY BIRTHDAY! Lauren Bacall zum 100. Geburtstag. Marco Koch schreibt in der Kolumne ALTE MÄNNER IN SPÄTEN FILMEN über Buster Keaton in EIN GENERAL UND NOCH ZWEI TROTTEL (1965) von Luigi Scattini. Dr. Christoph Seelinger erinnert in seiner Kolumne MESDAMES CINÉMA an die Sowjetbürgerin Esfir Schub und ihren Film DER FALLDER DYNASTIE ROMANOW (1927). Zum Abschluss des Heftes berichtet Clemens Williges in seiner Kolumne DER VERGESSENE FILM von der Weltpremiere der digital restaurierten Fassung von Carl Lamacs SAXOPHON-SUSI (1928) mit Anny Ondra in der Hauptrolle.
Die Redaktion
LA LANGOSTA AZUL (1954) online sehen:
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