35 Millimeter vor Ort – Nakahira Kō

Retrospektive 2014: Kō Nakahira –
The Wild Child Of The Sixties in Köln

Wenn man nach wichtigen japanischen Filmemachern fragt, wird in neun von zehn Fällen Akira Kurosawa genannt. Vielleicht fallen noch die Namen Inoshirō Honda oder Yasujirō Ozu. Aber wer kennt Nakahira Kō? Auch wenn nur die absoluten Japan-Filmfans um den Filmemacher und seine Werke wissen, so hat er doch einen Platz in der japanischen Filmgeschichte.

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Für das Japanische Kulturinstitut Köln – die Japan Foundation – steht unter anderem die Kunst und Kultur der japanischen Gesellschaft im Mittelpunkt. Einer der Schwerpunkte im Wirken des Instituts sind Filmreihen von japanischen Filmemachern, die sich in Japan, aber auch international einen Namen gemacht haben. So nahm man sich nun auch des Ausnahmeregisseurs Nakahira Kō mit einer Retrospektive einiger seiner Filme an. In der Zeit von September bis Dezember letzten Jahres konnten sich Interessierte 24 von 47 seiner Filme ansehen, die zwischen 1956 und 1966 produziert wurden. Dank eines liebevoll gestalteten und informativen Programmhefts, welches das Japanische Kulturinstitut um die Kulturreferentin Angela Ziegenbein den Besuchern zur Verfügung stellte, ließ sich schon vor dem Besuch der Vorführungen ein erster Eindruck von den gezeigten Werken des Nakahira Kō gewinnen. Aber wer war dieser Mann?

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Nach Anfängen als Regieassistent für Größen wie Akira Kurosawa und Kanetō Shindo durfte er mit VERRÜCKTE FRÜCHTE (Kurutta kajitsu – 1956) sein Regiedebüt feiern. Nakahira machte mit seinem Debütfilm direkt auf sich aufmerksam und schuf ein Meisterwerk des japanischen Kinos. Trotz vieler nachfolgend in Japan und Hongkong gedrehter Filme, wobei er sich nie einem Genre verschrieb, wurde gerade sein Erstling zu seinem größten Erfolg. Der Vielfilmer galt seitdem als Modernist des japanischen Kinos. Auch ein gewisser François Truffaut sah den Film und war voll des Lobes über den jungen Japaner. Auf den ersten Blick waren Nakahiras Filme zwar Unterhaltungsfilme, offenbarten aber vielschichtige Themen wie persönliche und gesellschaftliche Freiheit oder Moralvorstellungen und Machtstrukturen in der japanischen Gesellschaft. Er drehte eine Vielzahl an Melodramen, u. a. DIE LEIDENSCHAFT DER VIER JAHRESZEITEN (Shiki no aiyoku – 1958), Jugenddramen wie VERRÜCKTE FRÜCHTE (Kurutta kajitsu – 1956), Thriller wie EINE STADT, DIE NICHT AUF DER KARTE VERZEICHNET IST (Chizu no nai machi – 1960) und Komödien wie MILCHMANN FRANKIE (Gyunyu-ya furanki – 1956). Auch Actionfilme wie WENN ES GEFÄHRLICH WIRD, IST GELD IM SPIEL (Yabai koto nara zeni ni naru – 1962) , Abenteuerfilme wie DER ARABISCHE STURM (Arabu no arashi – 1961) und Experimentalfilme wie FLORA AUF SAND (Suna no ue no shokubutsu-gun – 1964) zieren seine Filmographie. Nakahira versuchte sich einen eigenen experimentellen Still anzueignen. Er selbst sah seine eigene Karriere als Herausforderung an. In seiner Schaffenszeit produzierte er nicht nur Meisterwerke, sondern auch mittelmäßige oder gar misslungene Filme, die aber immer noch ein gewisses, ihn als Regisseur charakterisierendes Etwas haben. Wenn man Nakahira verstehen möchte, dann kann und sollte man es nicht über einzelne seiner Filme versuchen.

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Nakahira Kō wurde am 3. Januar 1926 geboren und verstarb am 11. September 1978. Wer sich ein eigenes Bild von den Werken des Regisseurs machen möchte, kann bis März 2015 noch in Düsseldorf, Fürth, Nürnberg und München die Filme bestaunen.

Manfred Steffens

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