35 Millimeter vor Ort – DER STUMMFILM LEBT! Teil 2

Filmhaus Saarbrücken – 25.06.2014

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CITY GIRL (USA 1930) Friedrich Wilhelm Murnau

Fußball-WM? Biergartenwetter? Grillen mit Freunden? Nein, für einige Menschen gibt es nichts Schöneres an einem heißen Sommertag als in einem klimatisierten Kinosaal zu sitzen und sich ein Meisterwerk der Stummfilmzeit anzusehen. Es hat sich herumgesprochen – zumindest im Saarland – dass es sich immer lohnt, wenn Michael Jurich in seinen Filmpalast einlädt, um zusammen mit Liebhabern des anspruchsvollen Films und dazu passender Livemusik dem Hochgenuss zu frönen.

In Kooperation mit dem Deutsch-Amerikanischen Institut des Saarlandes wurde CITY GIRL in der Reihe „American Classics“ gezeigt. Es war der vorletzte Film des leider viel zu früh verstorbenen Friedrich Wilhelm Murnau. Michael Jurich hat sich bestens auf diesen Abend vorbereitet und teilte dem aufmerksamen Publikum noch einige wichtige und interessante Details rund um den Film mit: so zum Beispiel, dass der Film dem Studio damals gar nicht in einer stummen Fassung gefiel. 1930 hatte der Tonfilm längst die Vormachtstellung übernommen und Murnau wurde als „ewig Gestriger“ schon fast gezwungen noch eine vertonte Fassung des Films zu drehen, welche jedoch nicht mehr erhalten ist. Ob man darüber nun sonderlich traurig sein soll, stelle ich mal in Frage.

Murnau war der Großmeister der Bildsprache. Er brauchte keinen Ton. Ja nicht einmal Zwischentitel benötigte er, wie er in seinem Meisterwerk DERaaawatch21 LETZTE MANN bewies. Ton, oder, besser gesagt, Töne gab es an diesem Abend dennoch. Wie gewohnt passend eingespielt von Joachim Fontaine am Klavier, der sich bei jeder Vorstellung durch begeisterten Applaus bestätigt fühlen darf.

Kurz etwas zum Inhalt von CITY GIRL: Farmersohn Tom lernt in der Stadt eine hübsche Frau kennen, die vom Landleben träumt. Gegen den Willen seines autoritären Vaters bringt Tom die junge Kellnerin als Ehefrau mit auf die Farm. Doch durch Toms Vater, der die lebensfrohe Schöne wie einen Eindringling behandelt und den begehrlichen Neid der Landarbeiter weckt, entwickelt sich eine immer unerträglicher werdende Atmosphäre: Die Katastrophe geschieht in einer dramatischen Sturmnacht…

Nach KINDERGESICHTER und PICCADILLY ist dies die dritte Vorstellung in dieser Reihe des Saarbrücker Filmhauses. Die Titelauswahl könnte kaum liebevoller sein und wir hoffen, dass die Reihe fortgesetzt wird. Gezeigt wurde   in der restaurierten EUREKA-Fassung aus Großbritannien.

Jörg Mathieu

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